Hallo Leute,
während meines Urlaubsaufenthaltes in "meinem" Stammhotel gab es dieses Jahr die Möglichkeit ein wenig mit dem Twizy durch's Ländle zu "stromern". Das habe ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bin 2 Stunden mit dem fahrbaren Rasenmäher durch den Schwarzwald "gehoppelt".
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Um es vorneweg zu sagen: "fahrbarer Rasenmäher" trifft das Fahrerlebnis auf den Kopf. Denn ein "Auto" im uns bekannten Sinne möchte auch ich es nicht nennen. Es ist eher ein 4rädriges, bretthart gefedertes Moped mit einem Dach über dem Kopf. Selbst im Hochsommer ist es innen so zugig, dass man gut beraten ist, sich etwas warmes anzuziehen. Fahren damit im Winter? Denkt nicht mal daran, brrrr, bibber, bibber! Kaum eingestiegen, musste ich den Wagen zuerst rückwärts aus seiner Parkposition im Hotel rausfahren. Also Rückwärtgang, äh den "R"-Knopf gedrückt und dann sachte auf das Gas- also eher Strompedal getreten. Zunächst tat sich gar nichts. Denn um den Wagen zu bewegen muss man schon beherzt auf das Pedal treten. Wie unser Gaspedal im iQ ist das jedenfalls nicht. Beim Bremsen ist es ähnlich. Auch hier ist ungenierte Muskelkraft gefragt. Nicht zärtlich streicheln, sondern herzhaft mit ordentlich Biss. Dann wird's auch was mit "Stehenbleiben". Die Lenkung ist GoCart-gleich sehr direkt und in den Kurven wirkt der Twizy ziemlich schwammig. Stets hatte ich das Gefühl in den Kurven seitlich rausgetragen zu werden. Wo der Grenzbereich liegt, wollte ich dann aber auch lieber nicht ausprobieren, könnte mir aber vorstellen, dass der Twizy mehr verträgt als mein Popometer mir mitteilte. Für die steilen Bergaufpässe im Schwarzwald war stets genug Leistung da, kein Problem. Da kann man dem nachfolgenden Verkehr locker ins Staunen versetzen. Nur sollte man dann die Akkuanzeige gut im Auge behalten, denn die "Tankanzeige" geht so schnell zur Neige, dass man vor Schreck schnell wieder vom durchgedrückten Pedal steigt. Bergrunter fuhr mein Gefährt maximal 83 km/h schnell. Wenn ich bergrunter die Motorbremse nutzte um die Batterie wieder zu laden, konnte ich aber kein einziges Mal sehen, dass auch nur ein Balken der Tankanzeige (sie hat 10 davon) mehr auf der Uhr erschien. Das ist schon komisch.
Innen ist der Wagen so spartanisch ausgerüstet, dass gar mein Fahrrad mit BC mehr Anzeigen hat. Die Sitze sind aus einfachstem Plastik (Kratzer sind dem Twizy mindestens ebenso bekannt wie unseren ersten iQs), ebenso der gesamte Innenraum. Aber das ist auch verständlich, denn wenn es mal regnet (gar im Herbst oder Winter) dürfte der Innenraum nebst Fahrer und Mitfahrer ziemlich naß werden. Überhaupt: wer mal das Angebot bekommt hinten im Regen mitfahren zu können, sollte es sich zweimal überlegen. Es kann nämlich sein, dass der Mitfahrer nach der Fahrt eine hübsche Gesichtsdusche bekommt, denn der Wind weht ihm ob der Verwirbelungen hinter dem Fahrer direkt ins Gesicht. Ein Ausweichen ist kaum möglich. Jedenfalls hatte der Sohn meiner Freundin als mein Mitfahrer, 12 Jahre alt und 160cm groß, ziemlich Probleme in den 2 Stunden der Fahrt eine bequeme Sitzposition zu finden.
Also alles negativ? Nein, denn trotz allem, fahren mit dem Twizy macht ziemlich Spaß - wenn die Bedingungen stimmen:
- es sollte (sehr) warm draußen sein
- man sollte nur kleine Strecken ins Auge fassen, möglich mit wenig Steigungen
- Fahrer und Mitfahrer sollten schon eine gesundes Sitzfleisch mitbringen
- wenn Regen aufkommt wird alles naß, nicht nur die Kleidung der Fahrer
- wer etwas transportieren will, sollte nur an wirklich ganz kleine Koffer (besser nur Taschen) denken
Übrigens: wer mit dem Wendekreis des iQ seine Freude hat (wohl die meisten von uns), darf beim Twizy erst recht begeistert sein: sein Wendekreis dürfte bei gefühlten 3 Meter liegen, jedenfalls nochmal nach ganze Ecke weniger als bei unseren iQ!
Wie kann ich die 2 Stunden Fahrt mit dem Twizy insgesamt am besten beschreiben: der Twizy ist in etwa eine Mischung aus einem der Scooter auf der Kirchweih und einem offenen Strandbuggy.
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Habe ich noch vergessen: Zum Schalten gibt es links neben dem Lenkrad zwei Tasten "D" und "R" für vorwärts und rückwärts fahren. Der Twizy fährt sich wie ein normaler Automatikwagen, mit dem Unterschied, dass man beim schalten nicht auf die Bremse treten muss, denn im Stand läuft ja der Elektromotor nicht. Drückt man auf beide Knöpfe gleichzeitig, so enspricht das der "N"-Stellung bei Automatikgetrieben. Alles "idiotensicher" zu bedienen. Die Handbremse liegt links unten, unter dem Lenkrad als Handbremshebel. Für den Blinker gibt's den üblichen Lenkstockhebel. Wenn man ihn betätigt, so ertönt fast ein vogelgleiches Twitschern, denn das eher erwartete Klicken.
Vor einigen Wochen bekam ich von einem Mitglied hier im Board eine Email, dass es den iQ verkauft hat und stattdessen sich den Twizy (wieder als Zweitwagen) zugelegt hat. Nun, dass muss natürlich jeder für sich selbst entscheiden. Aber meinen iQ gegen den Twizy tauschen kommt für mich nicht in Frage. Die Antriebe lassen sich nicht vergleichen, aber auch der Komfort zwischen beiden Fahrzeugen ist unvergleichlich

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